Pico Arieiro

 

Tag 8:

 

Unsere erste Ferienwoche auf Madeira ist bereits um und die Zeit ist wie im Fluge vergangen. Etwas wehmütig packen wir unsere Koffer ins Auto und verlassen unsere liebgewonnene Stadtwohnung. Louise, unsere Vermieterin verabschiedet uns herzlich, erkundigt sich noch ob alles zu unserer Zufriedenheit gewesen sei und meint verwundert, dass wir ja fast unsichtbar gewesen wären.  Jedoch freuen wir uns jetzt schon sehr auf die Ruhe und entspannte Stunden am Pool in unserem hübschen gebuchten Landhäuschen bei Calheta.   

 

Heute wollen wir den verbleibenden Rest des Ostens der Insel abklappern. Zuerst steht der dritthöchste Berg, der Pico Arieiro mit 1818m Höhe auf dem Programm. Eine gut ausgebaute Straße führt fast bis oben hoch zum Gipfel und wir können schon von Weitem die riesige weiße Radarkuppel erkennen. Gerne hätte ich hier den Sunrise oder Sunset fotografiert, aber im Sommer müsste man dafür sehr früh oder sehr spät hinauf und dafür ist der ganze Tag dann einfach viel zu lang. Gegen 9.30 Uhr erreichen wir das noch erstaunlich ruhige Besucherzentrum. Die Ausblicke bis nach Curral das Freiras im Westen und auf das zentrale Bergmassiv sind imposant.

 

Bussardnest "Ninho da Manta"

 

Ich laufe direkt los auf dem ersten Wanderabschnitt bis zum Bussardnest „Ninho da Manta“.  Nach ca. 20 Minuten Gehzeit auf dem gepflasterte Weg bergab erreiche ich schließlich den einsamen kleinen Aussichtsbalkon. Hier in der Höhe blühen noch wunderschöne blaue Natternköpfe und es flattern bunte Schmetterlinge umher. Was für ein atemberaubendes Bergpanorama mit dem zerklüfteten Pico das Torres und dem Pico Ruivo; und ich habe es ganz für mich alleine. Nach einer Weile mache ich mich keuchend auf den beschwerlichen Rückweg, denn alles, was man vorher bergab gestiegen ist, muss man nun wieder hoch. Bald kommen mir Busladungen von Menschen wie 1000 Ameisen entgegen und die besondere Atmosphäre ist beim Schnattern der Menschen und Klappern der Wanderstöcke völlig dahin.

 

Also wieder mal Glück gehabt! 

 

 

Über Santo Antonio da Serra wählen wir eine Straße, die wir noch nicht gefahren sind. Eine grasende Schafherde blockiert stur die Fahrbahn. Dies scheint die Mountainbike Strecke auf Madeira zu sein, denn überall parken Minibusse mit entsprechenden Werbeaufklebern und laden hochwertige Fahrräder vom Hänger ab. Die kurvenreiche steile Strecke zieht sich mal wieder länger als gedacht.

 

Ponta de Sao Lourenco

 

Gegen 12 Uhr erreichen wir nun schon ein zweites Mal die Halbinsel Ponta de Sao Lourenzo. Ich möchte wenigstens den ersten Streckenabschnitt bis zur spektakulären Felseninsel im Meer laufen. Nach 30 Minuten laufen wir einen kurzen Abzweig und, etwas hinter einer Biegung versteckt, haben wir schon die grandiose Szenerie erreicht. Die steil aufragende Felsennase leuchtet rötlich im Mittagslicht und das blaue ruhige Meer bildet dazu einen tollen Kontrast. Ich knipse begeistert drauflos und beuge mich unvernünftig weit über die ungesicherten und recht gefährlichen Steilklippen. 

 

Auch heute weht ein kräftiger Wind und es ist nicht zu heiß zum Wandern. Wie dramatisch mag die Steilküste hier wohl bei tosenden Wellen und mit wilder Gischt wirken? Da die Wanderer die Eidechsen hier ständig füttern, sind die Tierchen nicht scheu, sondern ausnehmend frech. In Massen schlängeln sie sich um die lockenden Brotkrumen und mich erinnern die vielen sich windenden Körper eher an eine eklige Schlangengrube.

 

 

 

Estreito da Calheta

Gegen 14.30 Uhr erreichen wir Estreito do Calheta und rufen Traute, die Housekeeperin, für den Check In an. Uns erwartet eine böse Überraschung: unser Selbstversorgerhäuschen „Casa Rural“ ist zwar wunderschön, doch es wird gerade eine neue Zufahrtsstraße gebaut. Unsere Nachbarn, eine französische Familie, winken auf unsere Nachfrage nach Baulärm extrem genervt ab. Die großen Baumaschinen verheißen nichts Gutes. Nunja es ist Wochenende und wir richten uns erst einmal häuslich ein. Die gesamte Anlage bestehend aus 3 Häusern ist nagelneu, gepflegt, komfortabel und mit viel Liebe zum Detail ausgestattet. Die spezielle Bauweise sorgt für viel Privatatmospäre. Eine Hängematte im Schatten des Vordaches verspricht absoluten Meerblick und hohen Chill-Faktor. Es gibt sogar einen großen Kräuter- und Gemüsegarten, aus dem man sich mit kleinen Kirschtomaten und Rucola versorgen kann. Wir legen uns den ganzen Nachmittag mit einem guten Buch an unseren kleinen wohltemperierten Pool und genießen sonnenbadend das phantastische Panorama.

 

Einfach traumhaft; hier will man nie wieder weg!

 

 

Auf Empfehlung von Traute fahren wir abends runter nach Jardim do Mar und parken am Hauptplatz des Ortes. Durch enge Gassen laufen wir vor bis zur langen Promenade. Surfer von Weltklasse schätzen den Ort wegen der hohen Wellen, doch im Hochsommer ist das Meer ruhig. Hier essen wir dann im kleinen Hafen in der gemütlichen Surferkneipe „Portinho“ zu Abend. Von der netten Terrasse haben wir einen schönen Meerblick, allerdings muss man für den Sunset im Sommer den Kopf weit hinausstrecken. Das entspannte Publikum kommt gerade vom Baden und alles ist sehr lèger. Es gibt natürlich überwiegend Fischgerichte auf der Speisekarte und das Essen hat eher Fast-Food Charakter. Uns schmecken die fritierten Calamaris aber sehr gut und die Preise sind günstig.

 

Bei einem Fläschchen Weißwein; unser Welcomedrink, lassen wir den Abend auf unserer Terrasse ruhig ausklingen.

 

 

 

 

Tag 9:

 

Sonntag= Pooltag;  

Wir genießen unser kleines Paradies!

 

Abends kehren wir in Jardim do Mar im Hotel ein. Der Service ist überfordert, wir warten über 1 Stunde aufs Essen.  Mein bestelltes Hähnchen; ich hätte wahrscheinlich mal wieder Fisch wählen sollen, ist ungenießbar. Ich schiebe es angwidert beiseite. Dies passiert bei mir so gut wie nie, aber dieses Essen werde ich nicht bezahlen. Bei der Bezahlung gibt es dann lange Diskussionen, der Koch ist in seiner Ehre gekränkt; doch ich bleibe hart und muss schließlich auch nicht für diesen Fraß zahlen.  

 

Tag 10:

 

Wir haben sehr schlecht geschlafen. Es war nachts drückend heiß und surrende Mücken raubten uns den Schlaf. Außerdem ist zur Zeit Vollmond und im kleinen Teich im Kräutergarten gaben sich die Frösche ein ausgiebiges Quakkonzert. Um 8 Uhr morgens werden wir von den rumpelnden, quietschenden und ratternden Baumschinen geweckt. Ach du Schreck!

 

Fabrice, unser Vermieter, ist auch schon anwesend und versucht irgendwelche Absprachen mit den Bauarbeitern zu treffen. Doch die scheinen sich an nichts zu halten und machen einfach ihre Arbeit. Leider sind die Arbeitszeiten völlig unkalkulierbar. Fabrice entschuldigt sich mehrfach, die Bauarbeiten hätten längst abgeschlossen sein sollen. Auch er ist extrem genervt und kann die weitere Situation nicht einschätzen. Ich erkundige mich telefonisch nach freien alternativen Hotelunterkünften, doch ist natürlich in der Hochsaison alles belegt. Fabrice bietet mir schließlich 30% Rabatt an und wir willigen in das faire Angebot ein. Irgendwie wird es schon gehen… Außerdem bekommen wir sofort ein neuen Moskitonetz über dem Bett angebracht und es wird ein Ventilator im Schlafzimmer aufgestellt.

Wirklich guter Service!

 

Nach einem ungemütlichen Frühstück mit Baulärm, beschließen die Arbeiter für den Rest des Tages Siesta zu machen. Auch gut; wir nutzen die günstige Lage und verbringen nochmals einen herrlichen ruhigen Tag am Pool.

 

 

Um 18 Uhr geht’s dann wieder los. Die dicke Straßenwalze plättet den Untergrund und das ganze Grundstück bebt und die Scheiben klirren laut. Es reisen gerade neue Gäste an und die sind zugegebener Maßen völlig entsetzt.

 

Wir flüchten und fahren zum nahen Calheta Beach zum Einkaufen in den dortigen Supermarkt „Pingo Doce“. Dicht an dicht braten die Leute hier am künstlich angelegten Sandstrand. Auch das trübe Meerwasser ist nicht einladend. Puh, das ist aber ziemlich hässlich hier! Entlang der Promenade verschaffen wir uns einen kurzen Eindruck und laufen dann bis zum Yachthafen.

 

Heute steht uns der Sinn nach italienischer Küche. Wir lassen uns im empfohlenen italienischen Restaurant „Manifattura di Gelato“ nieder. Der Service ist super freundlich und das Essen schmeckt richtig gut. Zum krönenden Abschluss gibt es hier qualitativ hochwertiges selbstgemachtes Eis.

Hervorragend!