Mount St. Helen

Endlich geht die Reise weiter und wir biegen bei Woodland in Richtung gut beschilderter Cedar Creek Grist Mill ab. Die Covered Bridge mit danebenliegender Wassermühle ist etwas schwierig abzulichten.

 

 

 

Anschließend machen wir uns auf den Weg zum imposanten Mount St. Helens National Volcanic Monument. Schon die lange Anfahrt ist beeindruckend und die Landschaft ist zunehmend vom Vulkanausbruch von 1980 geprägt. Zielstrebig fahren wir die Westseite hoch und stoppen erst kurz vorm Johnston Ridge Observatory für einen ersten Ausblick am Loowit Viewpoint. Das Wetter könnte nicht besser sein; blauer Himmel und klare weite Sicht bis zum Horizont. Erste Wildblumen dienen als bunte Farbtupfer vor dem teilweise noch schneebedeckten Vulkankegel. Die Gewissheit vor einem aktiven Vulkan zu stehen, eine kleine Rauchwolke schwebt gerade aus der abgerutschten Nordflanke des Kraters, und das Ausmaß der damaligen Katastrophe, lässt einen schon ein wenig erschauern und Erfurcht vor soviel Naturgewalt macht sich bei uns breit. Die Verwüstung durch die Gerölllawinen und den pyroklastischen Strom sind vom Viewpoint kilometerweit zu erkennen. Oben im Visitor Center schauen wir uns dann den kurzen informativen Film über den Ausbruch des Mt St. Helen und dessen verheerende Folgen an. Den Boundary Trail Richtung Spirit Lake nehmen wir nicht mehr in Angriff.


 

 

 

Einen kurzen Spaziergang machen wir noch am Coldwater Lake auf dem idyllischen „Birth of a Lake Trail“. Ein wunderschön geschwungener Boardwalk ermöglicht tolle Fotooptionen am See und einen letzten Blick auf den Vulkan.

 

 

 

Unsere letzte Etappe heute führt uns nach East Ashford; dem Tor zum Mount Rainier. Wir checken in der tollen Nisqually Lodge ein und nach etwas Körperpflege fahren wir schnell zum Abendessen ins Wildberry Restaurant. Nach 20 Uhr bekommt man hier nichts mehr zu Essen. Es gibt sehr gutes nepalesisches Essen und dazu ein Ambiente wie am Himalaya; es flattern bunte tibetische Gebetsfahnen entlang der Terrasse. Mein Thaly Chicken schmeckt lecker und die Bedienung ist authentisch und freundlich.

 

Tag 11:  Mount Rainier - Paradise Area

Vorgewarnt durch die Schneesituation am Crater Lake und im Lassen NP, werfe ich noch eine Blick auf die nicht upgedatete Homepage des Mt. Rainier NP Service. Auch hier sind einige Trails noch als gesperrt ausgewiesen und ich bin etwas verunsichert, ob wir unsere geplante Wanderung überhaupt durchführen können. Kurz vor 7 Uhr gibt es ein schnelles Frühstück, wir fahren zügig durch das Eingangstor, an allen weiteren Haltepunkten vorbei und früh um 8 Uhr sind wir, wie empfohlen, schon am noch leeren Parkplatz des Paradise Gebietes. Leider macht das Visitor Center erst um 10 Uhr auf und ich bin wieder mal froh über die im Vorfeld bereits ausgedruckte Wanderkarte.

Wir packen unseren Rucksack mit ausreichend Getränken voll, cremen uns gut ein und sprühen uns kräftig mit Mückenspray ein. Da liegt er vor uns der mächtige Mt Rainier und übt bei strahlendem Sonnenschein eine wahnsinnige Anziehungskraft auf uns aus. Voller Vorfreude starten wir counterclockwise den mit viereinhalb Stunden angegebenen gut ausgeschilderten Skyline Trail. Anscheinend ist die übliche Route clockwise, deshalb sind wir glücklicherweise dreiviertel des Weges völlig alleine unterwegs.

 

 

 

 

Die malerischen Myrtle Falls liegen noch im Schatten, doch direkt nach der Brückenüberquerung begrüßt uns schon auf einem Felsen das erste dicke Murmeltier. Es sonnt sich auf einem wärmenden Felsen und blinzelt genießerisch mit den Äuglein.

 

 

 

Dann wählen wir den direkteren Golden Gate Trail und hier blüht ein traumhaft schönes Blumenmeer von weißen sternförmigen Avalanche Lily auf den Hängen. Wir bleiben in dieser Idylle über eine Stunde hängen.

 

 

 

 

Ein Murmeltier Pärchen spielt Fangen und vollführt kleine Kämpfchen, kleine Bäche von Schmelzwasser durchziehen die Wiesen, die Wildblumen blühen und im Hintergrund thront der schneebedeckte Mt Rainier vor stahlblauem Himmel. Was für ein Previleg diese fantastischen Natureindrücke alleine für uns erleben zu dürfen; da geht mir das Herz so richtig auf.

 

 

 

 

Nur schwer kann ich mich von diesem Anblick trennen und wir laufen in einigen steilen Kehren immer höher hinauf. Weitere Murmeltiere; ja ganze Murmeltierfamilien kreuzen ohne Scheu unseren Weg und hoppeln sogar neugierig näher.

 

 

 

Das letzte Stück bis zum Panorama Point zieht sich dann unerwartet in die Länge und wir kämpfen uns im hochalpinen Gelände schnaufend in ungewohnter Höhe über einige tiefe Schneefelder.

 

 

Glücklich am Panorama Point angekommen, ist die 360° Aussicht sensationell und wir können bis zum Mt Adam und sogar bis zum berühmten Mt St Helen schauen. Hier stoßen auch die ersten Wanderer und Seilschaften auf uns, einige ziehen mit gebuchten Bergführern noch höher auf den gigantischen Nisqually Gletscher hinauf.

 

 

 

Auch der Abstieg über den noch teilweise mit Schnee bedeckten Glacier Vista Trail ist total abwechslungsreich und kurzweilig; ein Murmeltier liegt platt wie eine Flunder auf einer Schneefläche und kühlt sich den Bauch ab, wie niedlich!

 

 

 

Weiter unten am Deadhorse Creek Trail sind dann wieder mehr Wildblumen zu sehen, magentafarbene Indianpaintbrush, blaue Lupinen und wieder tausende Avalanche Lilys.

 

 

Geschafft, aber begeistert ruht sich T. im Visitor Center aus und ich flitze nochmals zu den Myrtle Falls, die nun voll in der Sonne liegen. Das Fotografieren dort ist dennoch nicht einfacher, denn gegen Mittag wird es voller und es sind nun viele Wanderer unterwegs.

 

 

Nun fahren wir abwärts Richtung Reflektion Lake. Eine untrügliche Ansammlung am Straßenrand haltender Autos und aufgeregt umherrennende Menschen lässt uns eine Vollbremsung machen; das kann nur eins bedeuten…!

 

Ich springe aus dem Auto und lasse mir die Blickrichtung angeben und …  da ist er ein großer Schwarbär. Weit unten auf den saftigen Wiesen trottet er gemütlich auf Futtersuche nach leckerem Klee daher. Happy über unsere überraschende Bärensichtung, halten wir dann am Reflektion Lake. Leider wellt eine leichte Brise die Wasseroberfläche, da müssen wir es morgen nochmals versuchen.

 

 

 

 

Ein kurzer Blick auf die Christine Falls genügt uns, dann stoppen wir an den wunderschönen Narada Falls. Ich mache mich mit mittlerweile etwas wackeligen Beinen auf den kurzen steilen Abstieg zum Fuße der Falls hinunter. Unten gibt es durch den Sprühnebel der Fälle eine herrliche frische Abkühlung. Das Wasser donnert ganz schön laut herunter und rechts erscheint sogar ein kleiner Regenbogen. Die Narada Falls sind auf jeden Fall eine Empfehlung!

 

 

 

Zum Schluss parken wir noch nahe am Cougar Rock Campground direkt am breiten Flussbett des Nisqually Rivers. Man kann hier über das grobe Geröll bis zum reißenden Gebirgsfluss hinlaufen. Wer sich traut über den wild sprudelnden Fluss über eine provisorische Baumstammbrücke zu balancieren, wird mit tollen Fotooptionen auf den mächtigen Mt Rainier belohnt.

 

 

 

Das Dinner nehmen wir im angesagten Cooper Creek Inn ein. Nach einiger Wartezeit „wait to be seated“ erhalten wir auf der Terrasse einen guten Platz und der Lachs mit Tagliatelle ist sehr schmackhaft. Leider passt das legendäre selbstgemachte Blackberry Pie mit Vanilleeis nicht mehr rein, was sämtliche Gäste zu einem unverständlichen Kopfschütteln veranlasst …

 

 

Tag 12: Mount Rainier - Sunrise Area

Heute morgen fühlt sich T. nicht wohl; ihm steckt noch die anstrengende Wanderung in den Knochen und die Hitze hat ihm auch zugesetzt. Nach einem kurzen Stopp am nun fast spiegelglatten Reflektion Lake biegen wir etwas später Richtung Sunrise Area ab und kurven rauf bis zum Sunrise Point. Es gibt einen schönen Blick runter zum Sunrise Lake und natürlich den tollen Mt Rainier aus einem neuen Blickwinkel. Oben auf dem Parkplatz am Visitor Center halten wir gegen 9 Uhr. T. macht es sich im Auto bequem und möchte sich einfach nur ausruhen.

 

 

Etwas unmotiviert mache ich mich auf den Weg doch noch meinen Herzenswunsch die Wildblumenwiesen, in die ich mich im Vorfeld auf Fotos bei Profi-Fotografen  verliebt hatte, zu entdecken. Nach einem leichten Anstieg geht es recht gemütlich auf einer Höhe entlang der Sourdough Ridge. Auch hier sind die Wanderwege super ausgeschildert und die Strecke ist sehr abwechslungsreich. Nach über einer Stunde erreiche ich den Frozen Lake mit wiederum traumhaften Ausblicken.

 

Hier komme ich mit einer älteren Wandergruppe ins Gespräch und alle bestärken mich darin unbedingt noch bis zu meinem Traumziel dem Barkeley Park weiter zu wandern. Das Wetter wäre super, die Höhenmeter machbar, jetzt wäre ich einmal von Deutschland bis hierher angereist und dies wäre eine „once in a lifetime“ Chance. Ich gebe mir einen Ruck und ziehe ganz alleine langsam die vielen Höhenmeter immer weiter hinunter ins Tal. Je tiefer ich komme, desto mehr nehmen die Wildblumen auf den sanften Hängen zu. Zuerst sind es überwiegend die blauen Lupinen durchsetzt mit kleinen weißen Blümchen.

 

 

Später kommen magentafarbene Indian Paintbrush, lilafarbene Astern und viele abertausende andere Wildblumen hinzu und es liegt ein schwerer süßer Blütenduft in der Luft. Auf schmalem Pfad schlängle ich mich tiefer und tiefer, vorbei an einem schönen Wasserfall. Was soll ich sagen; ich komme mir vor wie Alice im Wunderland - es ist das Paradies!

 

 

An einem kleinen Bachlauf fotografiere ich noch die seltenen Purple Monkey Flower und wünsche mir für interessantere Effekte meinen Graufilter herbei. Schweren Herzens drehe ich irgendwann um und genieße beflügelt den Rückweg durch die blühenden alpinen Wiesen. Die Höhenmeter machen mir nach der gestrigen langen Wanderung zu schaffen, doch dieses einmalige Erlebnis ist jeden Schritt wert. Die älteren Leute begegnen mir weiter oben nochmals und klopfen mir freudestrahlend und wohlwollend auf die Schultern: You made it!

 

 

Zurück wähle ich den mir bereits bekannten Weg, angeblich gibt es noch Schneefelder Richtung Shadow Lake und ich möchte nun einfach zügig zum Parkplatz. Nach vier Stunden bin ich erleichtert aber sehr glücklich wieder am Auto.