Etappe 1. - 3. Tag:                                                              Calgary  -  Canmore  -  Banff  -  Johnston Canyon -     Lake Louise  -  Moraine Lake  -  Emerald Lake  - Takkakaw Falls

Tag 1:

 

Heute geht es endlich los. Die Vorfreude auf die neuen Abenteuer, die uns erwarten, ist wie immer wahnsinnig groß. Zum Glück wurde der angekündigte Lufthansa Streik noch einmal abgewendet, so dass wir planmäßig abfliegen können. Wir haben schon am Vortag online eingecheckt und müssen nur noch unsere Koffer am Schalter aufgeben. Wir starten von Düsseldorf, steigen in Frankfurt um und fliegen dann mit Air Canada bis Calgary.

 

Dort landen wir gegen 15 Uhr und werden bereits mit fetziger Country Musik begrüßt. Karl, ein Flughafenangestellter, der vor 40 Jahren auswanderte, ist sofort hilfsbereit und spricht mit uns Deutsch mit breitem Akzent. Er erklärt uns, dass das jährliche Calgary Stempede/Rodeo ab morgen über zehn Tage lang stattfinden wird. Leider können wir uns die wohl sehr sehenswerte Parade nicht anschauen, da wir geplant haben, direkt bis Canmore durchzufahren.

 

Auch die Fahrzeuganmietung bei Alamo wurde bereits vorab von zuhause abgewickelt und alles klappt zügig und reibungslos. Schnell das Navi an die Scheibe gehängt und den 1. Standort eingegeben. Schon fahren wir gemütlich auf dem Highway los und erreichen Canmore nach nur 1,5h Fahrzeit.

 

Am ATM ziehen wir zuerst etwas Bargeld. Wie in den USA gibt es auch in Kanada große Einkaufszentren, in denen man wirklich alles bekommen kann. Wir füllen unsere neu erstandene faltbare Kühltasche mit Vorräten für die nächsten Tage, die Kühlakkus befüllen wir im B&B mit Wasser und legen sie anschließend ins Gefrierfach. Nun wollen wir noch ein Bärenspray kaufen, doch das erscheint uns sehr teuer und wir zögern noch. Vorerst erstehen wir nur eine Bärenglocke, die wir an den Rucksack hängen, jetzt kann uns wirklich jeder kommen hören. Ob die Bären sich davon allerdings  überhaupt beeindrucken lassen? Eine gute Entscheidung, denn unser netter Schweizer Host des hübschen B&B`s Lady Mc Donald Inn hat einen riesigen Vorrat von abgegebenen Bärensprays bereits abgereister Gäste und er schenkt uns lachend eine Flasche. Dann fallen wir müde in unser bequemes Himmelbett.         

Tag 2:

 

Natürlich schlafen wir aufgrund der Zeitumstellung nicht durch, aber früh um 7 Uhr sind wir ausgeruht und fit und warten bis 8 Uhr in dem gemütlichen Frühstücksraum auf unser leckeres Frühstück. Der Blick auf die umliegenden Bergspitzen im ersten Sonnenlicht ist vielversprechend. Der heutige Tag wird schön sonnig bei 24°Grad. Es gibt Blaubeerpancakes, gebratenen Speck, Obstsalat und Joghurt. Alles schmeckt wunderbar. Wir bekommen noch einige wertvolle Wandertipps und schon machen wir uns auf Richtung Banff.

 

Zuerst stoppen wir an den Bow River Falls. Und schon hier begrüßt uns Kanada in seiner ganzen Schönheit. Ja, genauso habe ich mir Kanada vorgestellt. Sofort bemerken wir einen intensiven, angenehm frisch duftenden Geruch nach Cedernholz, der uns den ganzen Urlaub begleiten wird. Der Geruch erinnert mich an den ähnlichen Duft der Eucalyptus-Bäume in Westaustralien. Der Viewpoint ist super ausgebaut und wie überall wird man hier auf großen Tafeln über Fauna, Flora und Wandermöglichkeiten gut informiert.

 

Nach diesen ersten Eindrücken, fahren wir rüber zum legendären Fairmont Banff Springs Hotel. Die Dächer glänzen in der Sonne und die massiven schlossartigen Gebäude sind wirklich sehr imposant. Beeindruckt schlendern wir durch die ehrwürdigen Mauern des Luxushotels. Von der Terrasse hat man einen tollen Ausblick auf den Bow River und den Lake Minnewanka. Gegenüber des Hotels halten wir nochmal am Bow River am Surprise Viepoint und erhalten eine neue Perspektive auf das riesige Gebäude. Weiter geht es auf dem Tunnel Mountain Drive und wir stoppen am Hoodoo Lookout. Wir haben einen super Weitblick auf das Bow Valley und den Bow River; weit hinten kann man noch ganz klein das Fairmont Hotel und ein rotes Kanu auf dem Fluss erkennen. Schon fängt mein Fotoapparat an zu glühen. 

 

Bevor wir auf den Bow Valley Parkway ( A1) abbiegen, fahren wir noch kurz den schönen Vermillion Lake Drive entlang. Idyllisch paddeln einige Kanuten auf den Seen herum. Nun erstehen wir auch den Discovery Pass, der zum Eintritt in alle Nationalparks berechtigt.

 

Am Johnston Canyon beginnt dann unsere erste Wanderung zu den „Lower und Upper Falls“. Wie schon vorgewarnt, erwarten uns hier Menschenmassen. Viele Asiaten schieben sogar ihre Kinder im Kinderwagen in langen Schlangen die schmalen Stege und Boardwalks am Canyonrand entlang. Es ist eher eine Familienwochenendausflug Atmosphäre. Aber der Canyon mit seinem sprudelnden, gurgelnden Fluss in allen Grün- und Blauschattierungen ist trotzdem sehr schön anzusehen. Direkt nach dem Lower Fall wird es sofort viel leerer, denn die meisten Leute drehen dort schon um. Ich genieße die weitere Wanderung sehr und merke sofort, wie ich vom Alltag abschalten kann und zunehmend entspannter werde. T. ist nicht so entspannt, denn er macht erste Erfahrungen mit den Mücken! Ein kleiner Lappen dient gleichzeitig als Schweiß- und Mückenabwehrtuch. Nach 2 Stunden sind wir wieder am Parkplatz angekommen.

T. fährt mal wieder so schnell, dass wir den Abzweig zum Castle Mountain leider verpassen, erst später auf einer Postkarte sehe ich, wie toll der Berg aussieht.  

   

Um 15 Uhr erreichen wir schon Lake Louise und checken sofort im Hotel ein. Nach einer kurzen Pause fahren wir zum Lake Louise. Es ist am Abend immer noch sehr voll, besonders die Asiaten sind hier wieder stark vertreten. Da wir eigentlich erst morgen vorhaben hierhin zu kommen, nutzen wir die Zeit und laufen 20 Minuten den recht steilen Weg hoch zum „Fairview Lookout“. T. hat seiner Meinung nach für heute schon genug gewandert und er meckert vor sich hin. Da es mittlerweile bewölkt ist, sind die Farben des Sees von oben auch nicht so besonders schön anzuschauen. Jetzt werden wir auch noch von Mücken umschwirrt und nach einem schnellen Foto vom Nobelhotel Fairmont Chateau Lake Louise von oben, verlassen wir den Lookout schnell wieder.

 

Am Hotel höre ich komisch piepsende Geräusche und beobachte noch eine Zeit lang wie die niedlichen Erdmännchen sich auf die Hinterbeine stellen und aufmerksam um sich blicken.

Im Hostel gegenüber essen wir in Bill Petyo`s Café einen Burger und schlafen dann früh gegen 20 Uhr müde von der ungewohnten Anstrengung des Laufens und voller neuer Eindrücke ein.

 

 

Tag 3:

 

Heute klingelt der Wecker früh um 4 Uhr. Der Sunrise am Moraine Lake erwartet uns. Ein Blick nach draußen bestätigt einen wolkenfreien Himmel. Außerdem stelle ich überrascht fest, dass auch noch Vollmond ist. Wir machen uns schnell fertig und fahren um 4.30 Uhr los. Die kurvenreiche Straße zum See ist vom Mond hell beleuchtet, doch die Bäume und Berge erscheinen in diesem Licht gespenstisch. Je höher und näher wir dem See kommen, desto toller wird die Bergkulisse. Kurz vorher stoppen wir an der Straße für ein 1. Foto, schnell schaue ich mich um, ob kein Bär in der Nähe ist. Vor den Bären habe ich nämlich einen riesigen Respekt!

 

Am Parkplatz angekommen, ist der „Rockpile Trail“ nicht ausgeschildert, doch schnell entdecke ich schemenhaft auf dem nahen Geröll Hügel die Umrisse von Menschen. Schnell schnappe ich mir mein Stativ und steige, unter lächerlich lautem Bimmeln meiner Bärenglocke, kurzatmig den kurzen, steilen Weg hinauf zum Lookout. Oben erwarten mich natürlich schon einige andere Fotografen, die schon viel früher wegen des tollen Lichtes bei Vollmond gekommen sind. Es ist die übliche Atmosphäre vor dem Sunrise; alle probieren den besten Platz für ihr Stativ zu finden und machen schon mal Probebelichtungen. Es ist ziemlich frisch heute Morgen und man unterhält sich gedämpft. Dann gegen 5.44 Uhr ist es endlich soweit; die Sonne kriecht hinter den Bergen hervor und beleuchtet die ersten Bergspitzen des Valley of  the Ten Peak. Pünktlich erscheint ein „übermotivierter“ Asiate, übersteigt die Steinbrüstung und baut völlig unbekümmert vor uns allen sein Stativ auf. Unfassbar!!! Hey! Ich rufe ihm direkt zu, dass manche Leute schon über 3 Stunden hier ihren Platz gesichert haben. Er scheint überrascht, räumt dann aber das Feld und sucht sich einen anderen Platz. Die Sonne steigt aber schnell recht hoch und zu einer spektakulären Rötung kommt es kaum, auch Wolken, die ja auch schönes Rot bewirken können, sind nicht vorhanden. Trotzdem ist es ein wunderbarer Moment; auf den ich mich wahnsinnig gefreut hatte. Mit einigen Fotografen tausche ich mich über weitere Fotooptionen aus und warte noch, bis die Sonne den See auch beleuchtet und die Färbung des Sees herauskommt. Danach laufe ich runter zum Anleger des Kanuverleihs. Dort entstehen wunderbare Spiegelungen im glatten Wasser. Anschließend kraxle ich wieder den Hügel zum Lookout rauf und schieße weitere Fotos. Ich kann mich einfach nicht sattsehen!

 

Mittlerweile ist es kurz vor 7 Uhr. Wir machen uns auf zum Parkplatz des Lake O`Hara. Der „Alpine Circuit“ am Lake O`Hara soll zu den besten Wanderwegen der kanadischen Rockies gehören. Von zuhause hatte ich versucht online 3 Monate im Voraus ein Ticket für den Shuttlebus in dieses besondere Wandergebiet zu ergattern, doch ich war leider trotz Beachtung der 8 Stunden Zeitverschiebung 1 Stunde zu spät dran. Denn das Buchungssystem läuft auf Mountain Time ( Lake O`Hara liegt im Gebiet der MST) und nicht, wie ich vermutet hatte, auf Pacific Time ( Visitor Centre Field). Auch so ist es wohl fast hoffnungslos die begehrten Plätze zu bekommen. Ich war schwer enttäuscht. Wir versuchen direkt am Shuttlebus ( Abfahrt 8.30 Uhr) noch freie Plätze über die Warteliste zu erhalten, doch vor uns warten noch weiter 8 Personen, die über 1 Stunde vorher schon da waren. Aussichtslos! Aber ein Grund nochmal wieder zu kommen. Wir räumen traurig das Feld und fahren weiter Richtung Yoho National Park.

Wir halten jeweils kurz an den Spiral Tunnels der Eisenbahn und dann an den wilden Strudeln des Kicking Horse Rivers der Natural Bridge

 

Dann fahren wir raus zum Emerald Lake. Der Parkplatz ist noch leer, wir schnüren unsere Wanderschuhe und den Rucksack und wollen den See gegen den Uhrzeigersinn umrunden. Wir laufen über die kleine Brücke vorbei an der Emerald Lake Lodge und gehen immer am Ufer entlang über schmale mit Wurzeln durchsetze Waldwege. Es ist schon angenehm warm, ein herrlich sonniger Morgen und es duftet wieder wunderbar nach Hölzern. Man muss zwischen dem dicht bewachsenen Ufer nach offenen Stellen mit Aussicht Ausschau halten, doch der See ist unglaublich smaragdgrün und spiegelglatt. Mir gelingen tolle Aufnahmen mit Spiegelungen der Bergspitzen im See. Eine absolut märchenhafte Kulisse! Auf halber Strecke lichtet sich der Wald und wir überqueren über Boardwalks Geröll und kleine Bachläufe. Der weitere Verlauf des Uferweges wird dann breit und gut für Spaziergänger ausgebaut.

 

Nach ca. 2 Stunden wieder an der Lodge angekommen, machen wir mit einem heißen Kaffee und Sandwiches an einem Bootsanleger ein gemütliches Picknick. Hier kann man die Aussicht so richtig genießen und mittlerweile sind vom Kanuverleih aus zahlreiche hübsche rote Kanus unterwegs auf dem See. Wir überlegen auch paddeln zu gehen, doch eigentlich ist es fast schöner vom Ufer zuzuschauen. Es wird voller und vor allem indische Familien knipsen sich vor der Bergkulisse.      

 

Mittags fahren wir dann weiter zu den Takkakaw Falls. Natürlich wird an den steilen Serpentinen das lustige Schild für Wohnmobilfahrer geknipst. Die müssen hier einmal rückwärts den Berg hoch, da die Kehren zu eng sind. Vom Parkplatz laufen wir den kurzen Weg zum zweithöchsten Wasserfall Kanadas ( 254m). Man kommt sehr nahe an den mächtigen Wasserfall heran und das tosende Wasser erzeugt eine enorme Gischt, die uns herrlich abkühlt. Beim Fotografieren muss man allerdings aufpassen, dass die Kamera nicht nass wird.

 

Nachdem wir den Anblick ausreichend bewundert haben, überlegen wir, was wir den Rest des Tages noch unternehmen könnten. Für den wärmstens empfohlenen Iceline Trail ( ambitionierte Tageswanderung) ist es zu spät; außerdem schrecken mich die erheblichen Höhenmeter, die es zu überwinden sind, doch ab. Also wenden wir uns Richtung Laughing Falls und wandern eben im Tal am Fluss entlang. Die Strecke läuft immer geradeaus zwar mit schönen Ausblicken auf den Gletscher, doch uns begegnet kein Mensch und nach 1 Stunde zieht sich die Strecke so sehr, dass wir kurz vorm Ziel beschließen umzudrehen.

 

In Lake Louise kehren wir wieder in Bill Peyto`s Café ein und es gibt leckeren griechischen Salat. Wir sind müde von der ungewohnten vielen Bewegung und wir nutzen den tollen Hot Tub des Hotels mit Ausblick auf die Berge. Ah, das blubbernde heiße Wasser tut den armen Knochen richtig gut. Auch das Schwimmbecken ist groß und wir haben es ganz alleine für uns. Wir fallen noch vor dem Sunset müde ins Bett.