Etappe 6. - 7. Tag:                                                             Athabasca Falls - Mount Edith Cavell Glacier - Valley of Five Lakes -  Miette Hot Springs - Maligne Canyon - Maligne Lake - Spirit Island 

Tag 6:

 

Heute Morgen können wir es etwas ruhiger angehen lassen. Wir bereiten uns ein leckeres Frühstück zu und genießen unsere große Blockhütte mit einem extra Wohnraum. Gegen 8 Uhr fahren wir bei bestem Wetter los Richtung Athabasca Falls, die wir am Vortag wegen des unpassenden Fotolichtes noch ausgelassen haben. Schnell stoppen wir wieder auf der Patricia Lake Road. Direkt am Straßenrand grast gemütlich ein großer Hirsch (hier Elk genannt) mit einem mächtigen Geweih. Nach einigen Fotos geht`s weiter.

 

 

Der Parkplatz an den Athabasca Falls ist fast leer. Wiedermal sind wir mit bei den ersten Besuchern. Ich laufe gespannt vor zu den Wasserfällen und bin erst einmal enttäuscht, denn die Fälle erscheinen im Gegenlicht. Langsam laufe ich über die Brücke zu einem Aussichtspunkt auf der anderen Seite. Eigentlich sind die Fälle sehr hübsch anzuschauen. Doch plötzlich, was sehen meine Augen da? Tatsächlich entsteht direkt in der Gischt über den Wasserfällen ein wunderschöner Regenbogen; sogar ein doppelter. Jippieh, also doch die richtige Fotozeit! Ganz happy schieße ich aus verschiedenen Perspektiven Fotos mit tollem Regenbogen. Dann füllt sich schon die Brücke mit der ersten Ladung Senioren und weitere menschenleere Natur-Aufnahmen sind nicht mehr möglich.   

 

Nun fahren wir weiter Richtung Mount Edith Cavell Gletscher. Auf der einsamen alten Zufahrtstraße 93A könnte nun wirklich mal ein Bär erscheinen, finde ich. Ich wünsche ihn mir ganz doll herbei und T. verspricht ihn mir nach der nächsten Kurve. Und tatsächlich, wie versprochen haben wir dann endlich unsere 1.Bärensichtung. Ein Schwarzbär läuft quer über die Straße. Hektisch fummle ich an meiner Kamera herum, drücke mit zitternden Händen den elektronischen Fensterheber und rutsche raus aufs Fenster. Doch der Bär verschwindet, so schnell, wie er gekommen ist, wieder im Wald. Mir gelingt leider nur ein total verwackeltes Foto. Etwas frustriert bin ich schon, dass mir kein gutes Foto gelungen ist, aber wir sind trotzdem erst mal begeistert von diesem einmaligen Erlebnis.

 

Die Zufahrtstraße hoch zum Mt. Edith Cavell Gletscher ist laut Reiseführer in miserablen Zustand angekündigt. Doch anscheinend wurde sie gerade neu geteert, denn sie ist so spiegelglatt, dass vor uns sogar ein Inlineskater auftaucht, der wohlbemerkt bergauf, den Berg bezwingt. Verrückt diese Kanadier. Oben ab Parkplatz laufen wir dann den Path of the Glacier Loop Trail hin zum Gletscher. Der Blick auf den Gletscher und der darunterliegenden Gletschersee mit darin schwimmenden teilweise blaugefärbten Eisschollen, ist schon eindrucksvoll. Auf jeden Fall viel schöner als der Athabasca Gletscher. Früher konnte man wohl noch näher an den Gletschersee, doch nach heftigen Abrutschen wurde alles aus Sicherheitsgründen abgesperrt. Gerne möchte ich den Gletschersee noch von weiter oberhalb anschauen. Also biegen wir auf den Cavell Meadow Trail ab. Hinter einem Geröllfeld steigen wir langsam höher. Wegen der Bärensichtung ist mir die Begegnung mit einem Bären beim Wandern nun gar nicht mehr so unwahrscheinlich und ich lasse meine Bärenglocke kräftig läuten. Nach 30 Minuten können wir die Felsbrocken endlich überblicken und haben einen tollen Ausblick auf den nun weit unter uns liegenden See. Von hier gelingen dann weitere schöne Aufnahmen. Wenn nur die Mücken nicht wären! Kaum bleibt man stehen, stürzen sich die gierigen Blutsauger unerbittlich auf uns. Nach kurzer Zeit geben wir auf und flüchten wild um uns schlagend Richtung Parkplatz. Die Wanderung unter diesen Bedingungen fortzusetzen haben wir keine Lust, denn die gewünschten Fotos habe ich ja eigentlich schon.

 

Plötzlich sehe ich aus den Augenwinkeln auf den Felsen etwas umher huschen. Ein niedliches Murmeltier tummelt sich in der Sonne.

 

Anschließend fahren wir zum Valley of the Five Lakes. Der Parkplatz ist dort schon voll und wir müssen das Auto am Highway abstellen. Wir wählen die kurze Runde (ca. 4 km) zwischen den fünf Seen. Doch die geringen Höhenmeterangaben sind tückisch, denn ständig gehts durch den Wald über Stock und Stein lustig auf und ab; sicher eine tolle Bikerstrecke. Da es sehr warm wird, geraten wir mal wieder ins Schwitzen. Doch die Mühe lohnt sich. Nach einiger Zeit erreichen wir den ersten kleinen See, der tiefdunkelgrün vor uns liegt. Idyllisch liegen zwei Ruderboote am Uferrand. Auch die zwei weiteren Seen weisen die unterschiedlichsten Grünschattierungen auf und sind wirklich toll anzuschauen. Wir finden, dass sich die Wanderung auf jeden Fall empfehlenswert ist.

 

Zur Belohnung und Abkühlung gehen wir dann in Jasper ein leckeres Eis essen. Nun machen wir einen kurzen Abstecher zu unserer Blockhütte und packen unsere Badesachen ein. Der Hirsch steht wie am Morgen immer noch am Straßenrand. 

 

Dann fahren wir Richtung Miette Hot Springs. Die Strecke bis Pocahontas zieht sich, doch einige Hirsche am Fahrbahnrand bringen Ablenkung. Wir erreichen die Hot Springs nach einer längeren Fahrt auf dem Highway und einer weiteren Anfahrt hoch in die Berge nach ca. 45 Minuten. Mittlerweile ist es Nachmittag und es ist richtig heiß hier oben. Genau das Richtige fürs Freibad. Wir ziehen uns schnell um und gleiten in den heißen Openair-Pool. Man kommt schnell mit den anderen Badegästen ins Gespräch und es ergeben sich nette Unterhaltungen. Bald wird mir doch zu heiß und ich wechsle auf den 10°Grad kalten Pool. Erst ist die Abkühlung erfrischend, aber dann spielt mein Kreislauf etwas verrückt und mir wird komisch. Ich verlasse den Pool und halte mich dann im mitteltemperierten Pool auf. Nach 1,5 Stunden haben wir schon ganz schrumpelige Haut und der Himmel zieht sich bedrohlich zu. Wir überlegen gerade, was hier wohl bei einem Gewitter passieren würde, da werden alle Badegäste aufgefordert aus Sicherheitsgründen das Becken zu verlassen. Auch gut, wir wollten sowieso gerade gehen. Es donnert laut und wir werden von den Regenmassen quasi den Berg wieder hinunter gespült.

 

In Jasper regnet es aber nicht und wir kaufen Salat, Steaks und Burger für ein leckeres Barbecue ein. Freundliche Kanadier erklären uns, wie der Grill funktioniert und ruck zuck steht ein leckeres Essen auf unserem Picknick Tisch. Anschließend nehmen wir noch einen Drink mit auf unseren Bootsanleger und genießen im roten Deckchair die idyllische Abendstimmung am Patricia Lake.        

 

Tag 7:

 

Heute starten wir um 8.30 Uhr. Da man angeblich rund um Jasper gute Chancen auf Wildsichtungen haben soll, halten wir die Augen offen. Tatsächlich direkt hinterm Ortsausgang am Waldrand schlendert ein großer Schwarzbär entlang. Hm, ganz schön nah an Jasper dran, jedoch für ein Foto zu weit weg.  Gegen 9 Uhr stellen wir schon unser Auto am fast leeren Parkplatz des Maligne Canyon ab. Ganz alleine haben wir den schönen Canyon für uns. Tief hinunter in die Schluchten kann man blicken und hören wie der rauschende Maligne River sich seinen Weg immer weiter in den Canyon wäscht. Wir überqueren mehrfach kleine Schluchten und erreichen schließlich die 4. Brücke. Da wir früh unterwegs sind, fällt leider noch keine Sonne bis auf den Fluss. Aber man kann eben nun mal nicht überall zum besten Fotolicht sein. Doch dafür haben wir den Canyon für uns alleine. Ab der 4. Brücke kehren wir um und laufen über einen weniger steilen Weg auf der anderen Seite wieder zurück. Nahe der 1. Brücke kann man sogar versteinerte Fossilien bewundern.      

 

Dann fahren wir gegen 10.30 Uhr weiter Richtung Medizine Lake. Große Schilder warnen vor Wildlife und erinnern an das richtige Verhalten bei Bärensichtungen. Wir entdecken versteckt zwischen Baumstämmen ein kleines Reh mit riesigen glänzenden Augen und abstehenden Ohren. Die 50 km lange Anfahrt entlang des Maligne River zum Maligne Lake ist schön zu fahren. 

 

Der Parkplatz am Maligne Lake ist natürlich schon recht voll und hier trifft man wieder Busladungen mit Asiaten, die eine Bootstour zum legendären Spirit Island, dem meistfotografierten Motiv Kanadas, unternehmen wollen. Auch wir haben, nach Prüfen der Wettervorhersage, am Vortag eine Tour für 16 Uhr vorgebucht. Zuerst jedoch wandern wir ab dem Bootsverleih gemütlich am Ufer entlang ein Stück des Mary Schaeffer Trails bis zum Aussichtspunkt. Von dort aus kann man vor allem Kanus und die Tourboote gut beobachten. Wir laufen den gleichen Weg zurück, da wir keine Lust auf den Loop durch den Wald haben. Auch der relativ anstrengende Opal Hills Loop Trail lockt uns nicht so wirklich.

 

Deshalb fahren wir auf den nächsten Parkplatz und laufen 1 Stunde zum Moose Lake. Auch hier sind die Mücken recht aktiv und wir beobachten Wanderer, die sich komplett bedeckt haben und sich langärmelig bekleidet, sogar mit Handschuhen vor Angriffen schützen. Der Moose Lake hat weder Elche, noch kann er uns sonst so richtig begeistern.

 

Am Maligne Lake zurück, machen wir in der Cafeteria erst mal Mittagspause. Draußen ist es wieder schwül, diesig und es ziehen Wolken auf. Wir fragen nach, ob wir auf ein früheres Boot umbuchen können und nehmen die 15 Uhr Tour. Im Shop erstehe ich noch einen kleinen Kuschelbären in traditioneller roter Mounti-Uniform. Das ist jetzt unser Glücksbringer und er darf vorne im Cockpit sitzen. 

 

Nach einiger Wartezeit starten wir dann zur 90 minütigen Bootsfahrt zum Spirit Island. Die Fahrstecke allein lohnt sicher schon die Kosten, denn es gibt wieder schöne Ausblicke auf die umliegenden hohen Berge. Als wir das Inselchen endlich erreichen, hetze ich direkt zum vorher recherchierten besten Standort, da das Boot nur 10 Minuten bleibt. Ich muss zugeben, dass die idyllische Insel und der Blick darauf durchaus alle Klischees voll erfüllt. Natürlich zieht in diesem Moment eine hartnäckige Wolke vor die Sonne und meine Kamera hat mit dem diesigen Licht zu kämpfen. Na toll, war ja klar, wenn die Erwartungen zu groß sind und man sich so rein steigert. Egal, manchmal muss man eben auch schlechte Bedingungen akzeptieren. 

 

Auf der Rückfahrt bringt uns unser neuer Freund „Mounti“ aber direkt Glück. Kurz vorm Medizine Lake ist plötzlich eine Menschenansammlung auf der Straße und ich frage nach, was gesichtet wurde. Da alle aus den Autos ausgestiegen sind, vermute ich den üblichen Hirsch. Doch eine Frau deutet auf den Wald und erklärt, darein wäre gerade ein Schwarzbär verschwunden. Und tatsächlich, schneller als gedacht, bricht das Tier durchs Gebüsch und kommt geradewegs direkt auf mich zu. Hektik bricht aus und ich schaue mich hilfesuchend nach unserem Auto um. T. ist schon zur Stelle und ich rüttle panisch am Türgriff, denn der Bär ist schon gefährlich nahe.  Doch wieder mal funktioniert die elektronische Sicherung zu gut und muss erst noch von innen von T. entriegelt werden. Uff, nochmal  geschafft ! Ich schmeiße mich rücklinks auf den Sitz, Fensterscheibe runter und dann habe ich einfach nur die perfekte Fotoposition. Der Bär ignoriert die Autokarawane völlig und tapst langsam entlang des Straßenrandes auf der Suche nach dem leckersten Klee. Wir rollen mit dem Auto nebenher. Ich halte den Atem an, denn der Bär ist so nahe, dass ich ihn fast berühren könnte. Eigentlich viel zu nahe! Da ich den Außenspiegel verdecke, gebe ich T. Anweisungen, ob er schneller oder langsamer fahren soll, damit wir mit dem Bären auf einer Höhe bleiben und ich ihn von vorne fotografieren kann. Das Tier hat wunderschönes glänzendes Fell und sieht gesund und wohl genährt aus. Die Meute hinter uns wird langsam ungeduldig, denn die anderen bekommen nur sein Hinterteil zu sehen. Schon werden aufgebracht die Fäuste geschüttelt:“Hey, you got enough fotos!“  Nur schwer können wir uns von diesem tollen Anblick lösen und wir überlassen schweren Herzens das Feld den anderen. Wir grinsen uns nur an und lachen leicht hysterisch; welch ein Glück und Zufall!

 

 

Wir versorgen uns in Jasper mit allem für das Abendessen, setzen uns zum Sunset auf unseren Bootsanleger und lassen das aufregendste Erlebnis des Tages nochmals in allen Einzelheiten Revue passieren.